Montag, 17. Januar 2011

Auf und davon...

Seit meinem letzten Eintrag hat sich hier in Oslo einiges getan... Zu aller erst muss ich revidieren, dass es sich mit dem Ausdruck "Kurz vor Schluss" um den Auslandsaufenthalt gehandelt halt, als vielmehr um das erste Semester, das ich in Oslo verbracht hab. Richtig: ich hab das Glück meinen Aufenthalt mehr oder weniger offziell noch ein bisschen zu verlängern und euch mit weiteren schon vergangenen und hoffentlich auch neuen Storys zu versorgen. Aber Anfang April ist es dann auch für mich endgültig Schluss mit Lustig, denn das Sommersemester in Konstanz ruft... 

Ich weiß, dass ich euch die letzten Tage etwas vernachlässigt hab, aber während den Klausuren und den beginnenden Abschiedsdepressionen hab ich irgendwie nicht die Ruhe gefunden mich meiner schriftstellerischen Ader zu widmen und deswegen werdet ihr jetzt auch nicht neue Spaßaktivitäten von mir zu hören bekommen sondern viel mehr ein paar Minuten Nostaligie und Melancholie bezüglich den lieben Menschen mit denen ich mein erstes Semester hier in Oslo verbringen und viel gemeinsam erleben durfte und die leider schon ihre Heimreise angetreten haben oder in verdammt naher Zukunft noch tun werden. Oslo ohne euch ist nur halb so schön...

Sophie (UK/AUS), Maike (D), Sarah (D), Ich, Katharina (D), Martin (CZ) & Kathy (AUS)!

Íhr wart wirklich die Besten. Mit euch konnte man so unglaublich viel Spaß haben...


Außerdem ich werde niemals die unzähligen Abende im Blå vergessen durch die wir uns getanzt haben und unsere Lieblingssongs gefunden haben.  Vera, ich verspreche hiermit hoch und heilig, dass ich in Zukunft weiterhin jedesmal bei deinem Lieblingslied ausflippen und absolut abgehen werde... Und auch unsere Fototouren am Sognsvann werde ich vermissen... Hab dabei sogar ein Bild von dir gefunden, dass du vielleicht akzeptieren kannst. Wenn nicht muss du mir ein besseres von dir schicken, war nämlich gar nicht so leicht ein gescheites von der zu finden, bei dem man auch was von dir sieht... Auch wenn es so viele andere tolle Bilder gibt. Ich mag immernoch die Atmosphäre, die dieses Bild ausströhmt:


Aber am allermeisten vermissen werde ich wohl doch die beste und perfekteste Mitbewohnerin, die man sich wünschen kann. Danke Katharina, für die unzähligen Stunden in der Küche, die Weckdienste, die Kochkünste, die offenen Ohren und die Ausflüge, Stadttouren und Freizeitaktivitäten, die wir zusammen gemacht haben! Ich werde immer gerne an diese Zeit zurückdenken...


Ich hoffe so, dass wir ins alle wiedersehen - in Deutschland und selbstverständlich in 2015 in Oslo... Vi sees!

Mittwoch, 17. November 2010

Kurz vor Schluss - Angekommen im Alltag

So, nachdem schon länger nichts mehr persönliches von mir gekommen ist werde ich das jetzt mal am besten ändern. Hier in Oslo hat sich einiges getan: mittlerweile ist schon vor etwas längerer Zeit der erste Schnee gefallen, den ersten Schneesturm hatten wir auch schon hinter uns und dank den ziemlich eisigen und hartnäckigen Minusgraden fängt mein Lieblingssee Sognsvann auch schon an zuzugefrieren. Sprich, der Winter ist da und ich muss endlich mal kucken, dass ich einen ordentlichen Wintermantel auftreibe... 


Mittlerweile stellt sich bei mir so langsam endlich das Gefühl ein, hier einen Alltag zu haben und somit wirklich angekommen zu sein - dumm nur, dass ich letzten Mittwoch meine letzte Vorlesung hatte und diesen Donnerstag der Klausurenstress für 2 Wochen anfängt. Sprich eigentlich ist schon wieder alles vom Semester hier vorbei. Und das wo es in Deutschland erst gerade so angefangen hat... Komisches Gefühl. Leider komm ich noch nicht so wirklich zum Lernen, da ich es nicht wahr haben will, dass es schon dem Ende zu geht lenk ich mich meistens erfolgreich davon ab, dass auf meinem Schreibtisch ein Stapel voller Aufgaben rumliegt. Sollte ich wohl noch ändern bevor ich dann wirklich die Klausuren schreib und meine Paper einreichen muss...

Mittwoch, 3. November 2010

Wenn die Bäume golden sich färben...

Dieser schöne Herbsttag von dem ich euch gerne Fotos zeigen möchte, ist nun auch schon 3 Wochen her. Von Herbst ist hier schon lange nichts mehr zu sehen, alle Blätter sind heruntergefallen und wir hatten nach einigen frostigen Nächten auch schon den ersten Schnee hier in Oslo.
Trotzdem fand ich diesen Tag einen der schönsten Herbsttage, die man sich vorstellen kann und so habe ich die sonnigen Stunden zusammen mit meiner Kamera oben am Sognsvann - ein See 15 min Fußweg von meinem Haus entfernt und der Anfang der Nordmarka - verbracht. Zum See selbst gibt es nicht all zu viel zu sagen, außer, dass er einer der vielen Naherholungsgebiete Oslos ist und sogar mit einer T-banen-station an das öffnetliche Verkehrsnetz angeschlossen ist. Den Rest könnt ihr hier euch selbst anschauen...


 

 

 




  
 



PS: Wenn ihr die ganze Pracht der Bilder bewundern wollt: mit einem Klick auf das Bild wird es euch in Originalgröße angezeigt... ;-)

Samstag, 30. Oktober 2010

Oslo touristisch - Rundgang Nummer 1

Ich bin gerade ziemlich angepisst, denn eigentlich hatte ich schon komplett den ersten Rundgang durch Oslo fertig geschrieben gehabt - und ich hab mir echt Mühe gegeben und vieles nachgeschlagen! Wollte eigentlich nur noch ein paar Bildchen für euch einbinden und dann war leider alles unwiderbringbar - wegen dieser verdammten Auto-Speicherung - weg. Warum speichert es auch genau in dem Moment, in dem man es am wenigsten brauchen kann?? Memo an mich: immer schön Backups machen, wenn ich was geschrieben habe...

Wie dem auch sei, vor nun schon einiger Zeit hatte ich wunderbaren Besuch hier in Oslo, die zufällig in ihrem Handgepäck noch sehr viel Sonnenschein dabei hatte. Und so konnte ich ihr Oslo bei bestem Postkartenwetter zeigen und bin auf die Idee gekommen auch die Highlights dieser Stadt nicht vorenthalten zu wollen.

Beginnen werde ich meinen virtuellen Rundgang entlang der Hauptstraße Oslos, der Karl Johans Gate, die nach Norwegens erstem König zu Beginn des 19 Jahrhunderts Karl XIV. Johan - eigentlich französischer Abstammung aber vom vorhergehenden schwedischen König aufgrund dessen Kinderlosigkeit adoptiert - während der Personalunion mit Schweden benannt wurde und einmal vom Herrschaftssitz des Königs entlang dem Nationaltheater, der Universität, entlang am Grand Hotel und Parlament zum heutigen Hauptbahnhof führt und somit schon fast alle Sehenswürdigkeiten abklappert. Naja, nicht ganz...

Das Schloss, das als Residenz des Königs dient und auf dessen Vorplatz eine Reiterstatue des Königs Karl XIV. Johan steht, ist verglichen mit anderen Königshäusern mit nur 173 Räumen sehr klein, denn bei der Bauphase des Schlosses, war Norwegen noch alles andere als wohlhabend und konnte sich etwas prunkvolleres nicht leisten. Heute ist es immernoch Wohnsitz der königlichen Familie obwohl im Besitz des Staates, wird aber unter anderem auch als Unterkunft für hohen Staatsbesuch und für politische Besprechungen sowie große politische Dinners und Empfänge genutzt. Dadurch wird jeder Winkel des Schlosses als Gebäude des Staates genutzt und dient nicht nur als Wohnsitz der königlichen Hoheit. Touristisches Highlight soll die Wachablösung sein, die jeden Tag um halb 2 dort durchgeführt wird - meins ist es jedoch nicht...


Das Schloss hinter sich lassend gelangt man zu den Gebäuden der alten Universität, die hier im Jahre 1811 gegründet wurde. Es laufen jetzt schon alle Amok wegen der 200Jahrfeier die deswegen nächstes Jahr hier veranstaltet wird. Vor der Gründung mussten alle, die eine höhere Bildung erlangen wollten an die Universität Kopenhagen gehen, bis Norwegen endlich auf dem langen Weg zu ihrer Eigenständigkeit eine eigene Uni bekommen hat. Heute ist in diesen Gebäuden die juristische Fakultät untergebracht und ermöglicht uns dadurch einen juristenfreien Campus ;-)

Gegenüber der Universität befindet sich das Nationaltheater. Auch dieses ist ein Zeichen des steigenden Selbstvertrauens und Etablierung einer unabhängigen norwegischen Identität. Das Theater wurde kurz vor dem Ende der Personalunion mit Schweden (1814-1905) im Herbst 1899 eröffnet und zeigt dabei deutlich das immer stärkere patriotische Bewusstsein und den Wunsch nach Unabhängigkeit. Aufgrund der über 400 Jahre währenden kulturellen Abhängigkeit Norwegens von Dänemark (1380–1814) galt die norwegische Sprache zunächst noch als unfein und ungehobelt. Folglich waren überwiegend dänische Schauspieler an norwegischen Theatern mit ebenfalls dänischen Werken beschäftigt. Erst ab den 1860er Jahren hielt die norwegische Sprache allmählich Einzug auf der Bühne und es wurden immer häufiger norwegische Stücke inszeniert. An diese Entwicklung schloss das Nationaltheatret konsequent an in dem es eine Bühne für ausschließlich norwegische Stücke (vor allem von Henrik Ibsen und Bjørn Bjørnson) bietete.

Weiter entlang der Karl Johans Gate gelangt man zum Grand Hotel, dem ersten Hotel der Stadt, das die Suit für den Friedensnobelpreisträger bereitstellt. Deshalb ist es zur Tradition geworden, dass sich der Friedensnobelpreisträger am Abend nach der Preisverleihung im Rathaus - zu der die Öffentlichkeit nicht zugelassen ist - sich dem Volk vom Balkon des Hotels zeigt und feiern lässt. Eigentlich war der Termin in meinem Kalender schon fest eingetragen, aber beim aktuellen Stand der Dinge ist noch zweifelhaft ob überhaupt Liu Xia - die Frau von Liu Xiaobo - aus China ausreisen und den Preis in Empfang nehmen darf...

Schließlich wäre da noch das Stortinget, wörtlich übersetzt "große Versammlung", das norwegische Parlament. Es existiert seit der Verabschiedung der ersten norwegischen Verfassung am 17. Mai 1814 und bestand auch während der bis 1905 andauernden Personalunion mit Schweden, demzufolge war Norwegen seit 1814 komplett von Dänemark unabhängig und in manchen teilen, bis auf das Regierungsoberhaupt auch von Schweden, bis dann 1905 die endgültige Unabhängigkeit erfolgte. Soweit zur Institution Parlament, das Gebäude an sich ist wie ich finde eher untypisch für Norwegen. Dank der konstitutionellen Monarchie wird unter anderem einmal im Jahr - am ersten Samstag im Oktober - das Parlament von Ihrer Hoheit persönlich eröffnet. Zu diesem Anlass gibt es eine lange Parade des Militärs bis schließlich alle Botschafter Norwegens, die Regierungsmittglieder und zu guter letzt das Königspaar den "weiten" weg entlang der aufgereihten Soldaten vom Schloss zum Parlament überwunden haben. Wir haben es uns sogar angeschaut, doch versteckt in ihren dicken Autos hat man eigentlich nicht wirklich was von der Prominenz gesehen. Interessant fand ich es trotzdem...

Das Auto des Königs






Das Foyer erscheint einem eher aus der toskanischen Gegend zu stammen, während der Plenarsaal mit dem ganzen Schnick Schnack meiner Meinung nach so auch in Versailles stehen könnte. Einer norwegischen Tradition entsprechend sitzen die Mandatsträger nicht nach Fraktionen, sondern nach Heimatprovinzen verteilt im Plenarsaal, wäre zu analysieren ob die Politik dadurch problemzentrierter wird und sich nicht in endlosen Prinzipienreitereien der Parteien verlieren. Die zahlreichen Büroräume in den ringsum angrenzenden Gebäuden sind entspannt durch unterirdische Gänge zu erreichen

Etwas abseits der Karl Johans Gate gelangt man zur Domkirke - einer für europäische Verhältnisse nur sehr schnucklig kleine Kriche. Dennoch finden hier die königlichen Ehelichungen statt. Architektonisch ist es trotzdem nur sehr unspektakulär und nur der gleichseitige kreuzförmige Grundriss ist entwas ungewohnter, dennoch kann ein Besuch des Hochfestes oder eines der zahlreichen Kirchenkonzerte durchaus interessant sein.


Vom naheliegenden Bahnhof sind es dann nur noch wenige Schritte bis man den neuen Stolz der Stadt erreicht, der anscheinend einem Eisberg nachempfunden in einer Bucht des Oslofjords gestrandet ist, oder wie ich find als Luxusjacht dort vor Anker liegt: Das Osloer Opernhaus. Die Eröffnungsfeier im April 2008 hat Deutschland einen wunderbar aufregenden Skandal um Angela Merkel - oder besser um ihre Abendgaderobe gebracht, als sie sich versehentlich (?) doch ihrem eigentlichen biologischen Geschlecht erinnert hat und vergessen hatte. Ein Faux-Pas sondergleichen...
Es gilt als ein Muss bei einem Besuch Oslos auch auf dem Dach der Oper zu laufen, wobei man sich nicht nehmen lassen sollte auch das Foyer in Gutacht zu nehmen und eventuell ein paar interessante Fotos zu machen. Die architektonischen Grundlinien ernteten von der Fachwelt einhellig Lob und so wurde das Architekturbüro für den Entwurf des Opernhauses im Jahr 2009 mit dem Mies van der Rohe Award for European Architecture ausgezeichnet.

Im Gegensatz zu den spärlichen 173 Räumen des Schlosses besitzt die Oper eine Fläche von 38.500 Quadratmetern und neben den 3 Bühnen über mehr als 1500 Innenräume. Der Hauptsaal ist sehr modern und nüchtern mit dunkler deutscher Eiche und orangenen Sitzen gestaltet. Die Decke wird von einer modernen Interepretation eines Kronleuchters geziert. Eigentlich ist es eine gestreifte Fläche in Kreisform deren Streifen mit Leuchtioden bestückt sind und dadurch einen leicht silbrigen Schimmer erzeugen. Mit einem Leuchter im eigentlichen Sinne hat das aber nicht mehr viel zu tun... Generell war ich nach der beeindruckenden Architektur des Gebäudes an sich anschließend von der eher gewöhnungsbedürftigen Innenarchitektur im Hauptsaal enttäuscht. Doch das Stück, das wir angeschaut haben (Vier Jahreszeiten) hat uns gut genug davon abgelenkt... ;-)


Sonntag, 17. Oktober 2010

Der Winter ist da - das Winterfell auch!

So, nachdem ich nun die letzten Wochen verdammt beschäftigt war - erst hab ich 2mal Besuch aus Deutschland bekommen und somit neben dem Studium noch privater Reiseführer gespielt und anschließend bin ich für den DGS-Kongress nach Frankfurt geflogen wodurch ich nichtmal nebenher noch studieren konnte... Also jedenfalls nicht produktiv für meine Seminare - konnte ich leider auch meinen Blog nicht wirklich aktuell halten.

Aber ich gelobe feierlich alles nachzuholen was sich hier in Oslo ergeben hat und ich werde euch auch eine virtuelle Stadtführung erstellen - dann könnt ihr euch ganz wie mein Besuch fühlen und müsst euch dabei nicht mal die Füße kaputt laufen. Was für ein Service, nich?

Aber eigentlich wollte ich nur schnell meine aktuellsten Erkenntnisse aus dem kürzlich erlebten Kulturschock erzählen. So bin ich letztes Wochenende hier in Oslo an einem der schönsten Herbsttagen weg gefahren und alle Bäume standen in voller goldener Pracht, es war so warm dass man locker in einem leichten Pulli herumlaufen konnte und Sonnenuntergang war so gegen 19 Uhr. Eine Woche später komme ich nun zurück und es hängt kaum ein Blättchen mehr an den Bäumen, es ist kalt: die Straßen gefrieren schon über und die Brunnen die noch nicht abgestellt wurden sind morgens zugefrohren und die Sonne geht schon um 18 Uhr unter... Ganz schön krass wie schnell das ging...
Und da es so kalt ist fiel mir eine weitere Eigenart der Norweger auf. Ich mein ich wusste schon, dass Norwegeer sich über Nachhaltigkeit und ethische Überlegungen bezüglich Walfang nicht so sonderlich viele Gedanken machen, dennoch war ich ziemlich erstaunt, dass hier sehr viele auch recht junge Frauen sich mit Pelzmänteln, -mützen oder -schälen kleiden. Man muss nur einmal eine Straße entlang gehen und man ist 10 ehemaligen Tieren dabei begegnet...
Wenn es wenigstens Tierfelle wären, von Tieren, die man eh zum Essen schlachtet, aber ich glaub diese Tiere stehen selbst bei Norwegern nicht auf dem Speiseplan... Hierbei sieht mal man wieder wie Neureich Norwegen doch ist und auch wie ihr kultureller Hintergrund sie prägt: Hier fährt man halt eine halbe Stunde aus der Hauptstadt raus und ist in purer Natur - da fällt es einem wohl schwer den negativen Einfluss des Menschen auf die Umwelt und das Ökosystem wahrzunehmen und ein schlechtes Gewissen kann erst gar nicht aufkommen...

Ich hoffe auch die Norweger werden irgendwann aus ihrem eingeschränkten Blinkwinkel ausbrechen können und sich mehr Gedanken bezüglich ihrem Umgang mit der Natur und den natürlichen Ressourcen machen, auch wenn sie bisher noch nicht soviele negative Auswirkungen ihres globalen Handeln vor Ort in Norwegen sehen konnten...

Mittwoch, 29. September 2010

Marathon in Oslo

Eines sind die Norweger auf jedenfall und das ist sportfanatisch. Abgesehen davon, dass jeder mit der Metro fährt statt die Strecke von einer Station zu laufen. Aber ansonsten wird bei einigermaßen akzeptablem Wetter sofort die Metro hoch zum Sognsvann und der Nordmarka genommen und sich dann dort die Seele aus dem Leib gerannt oder das Mountainbike durch die unwegigsten Gegenden gequält. Manchmal hat man echt Angst, dass jemand direkt nebeneinem zusammenklappt, so keuchend kommen sie einem entgegen. Vielleicht sollte ich meinen Ersten-Hilfe-Kurs mal wieder auffrischen, das ich weiß, was ich machem muss wenn einer der über 60jährigen sich mal wieder den Berg hochquält und dabei einen Herzinfarkt bekommt...
Egal ob jung oder alt, hochschanger oder mit einer körperlichen Behinderung. Häufig genug schieben sie dann auch noch einen Kinderwagen dabei vor sich her - wenigstens das machen sie alle: die Kinder sind immer mit dabei wenn die Eltern mal frei haben. 

Und so kam es auch, dass am letzten Sonntag der Oslo-Marathon im Stadtzentrum veranstaltet wurde und insgesamt glaub ich 8.000 LäuferInnen gestartet sind. Dadurch war es praktisch unmöglich irgendwohin in der Innenstadt zu gelangen, da jede Straße abgesperrt war und die Massen sich durch die Straßen gewälzt haben. 

Aber dennoch ganz interessant, wer da alles mitläuft. Am beeindruckendsten fand ich den Start den blinden Läufern. Ich hab mir davor noch nie über sowas Gedanken gemacht, wie Blinde Sport machen, aber warum nicht? Die haben einfach einen Partner, mit dem sie entweder über ein Band oder einen Stab verbunden sind und der neben ihnen herläuft und sie auf schwierige Stellen aufmerksam macht.

Montag, 27. September 2010

Kultur am laufenden Band

Am Freitag Abend war glaub ich ganz Oslo auf den Beinen, denn es war Kulturnacht. Das bedeutet 300 kulturelle Einrichtungen hatten kostenlos Aufführungen oder Sonderführungen organisiert und jeder dem beliebte konnte sich an den Darbietungen erfreuen. Auf dem Programm standen Sonderführungen durch fast jedes öffentliche Gebäude, häufig musikalisch besonders gestaltet, zahlreiche Konzerte und Kunstausstellungen sowie Stelldicheins von diversen lokalen Vereinen.

Da das Wetter mal wieder ziemlich norwegisch war, haben wir uns dazu entschieden uns eher auf die indoor-Veranstaltungen zu konzentrieren. Und so hatten wir zu Beginn die einmalige Chance genutzt das weltbegende Ullevål Stadion, das das Heimstadion der norwegischen Nationalmannschaft ist und uns Konzerte von unserem Balkon aus ermöglicht, auch einmal von innen zu sehen. Statt immer nur die Außenfassade zu bewundern... Das war großartig. Ich glaub das Stadion in Frankfurt ist genauso beeindruckend. Das Museum haben wir uns dann gleich gespart und sind weiter in die Stadt gefahren. Aber jetzt habe ich wenigstens einen wunderhübschen Fanschal vom Fußballshop und eine Wuwuzela die wahrscheinlich 3Cent Produktionskosten hatte, maximal... Wer will sie haben?

Nächster Höhepunkt: das Parlament oder hier genannt Stortinget. Wie ihr an dem Bild des Foyers sehen könnt, sieht es im Parlament nicht so norwegisch sondern eher toskanisch aus, denn der Architekt hat sich sehr für die europäische Architektur interessiert und sie in das Parlamentsgebäude des erstmals unabhängigen Norwegens integriert. Ich fand das etwas befremdlich, dass sie eigentlich mit der neuen Verfassung und Staatsstruktur endlich was eigenes machen wollten und sich dann ein südeuropäisches Parlament bauen. Auch der Plenarsaal sieht mit dem ganzen Gold und Klimbim viel eher nach dem Schloß von Versaille aus als nach norwegischer Identität. Aber wenn es ihnen gefällt. 
Das Bild an der Wand zeigt übrigens den Zeitpunkt an dem die Verfassung Norwegens 1814 verfasst wurde, als Norwegen mal für ein paar Monate unabhängig war, bevor sie wieder unter schwedische Vorherrschaft gekommen sind. Die Verfassung ist aber immernoch die heute gültige und bestimmt die Grundzüge der konstitutionellen Monarchie und das Verhältnis von Parlament und König. Wenn ich mal Zeit habe versuche ich euch das politische System noch ein bisschen genauer zu erklären...

Kaum aus dem Parlament wieder draußen haben wir uns beeilen müssen um noch rechtzeitig zum Orgelkonzert in der Domkirche zu sein. Die Domkirche ist Norwegens größte Kirche, aber mit anderen europäischen Domkirchen nicht zu vergleichen - weder in Größe noch in prunkhafter Ausstattung. Ich mag sie dennoch und das Konzert hat eine angenehme Atmosphäre geschaffen.





Krönender Abschluss unseres Kulturmarathons war dann schließlich das Feuerwerk das im Oslofjord vor dem Rathaus losgefeuert wurde und uns anschließend noch die Gelegenheit für ein paar Nachtaufnahmen das Rathhauses geboten hat. Aber dann hat es auch wirklich gereicht, denn es war unglaublich kalt und vorallem hat es die ganze Zeit leicht geregnet und die Feuchtigkeit hat sich überall reingesetzt. 


Sonntag, 26. September 2010

Im Schein der Kerzen

Nachdem ich mich nun etwas länger nicht mehr bei euch melden konnte, versuch ich jetzt mal nach und nach ein bisschen aufzuholen um euch ein bisschen mehr von den Ereignissen in Oslo zu berichten.

In Oslo scheint es jedes Jahr am 23. September den Brauch zu geben, mit tausenden von brennenden Kerzen den Weg entlang am Ufer des Fluss Akerselva zu erleuchten. Der Fluss beginnt bei einem recht schön gelegenen See am nördlichen Stadtrand Oslos in den ersten Ausläufern der Nordmarka und bahnt sich dann den Weg einmal komplett durch Oslo hindurch, bis er schließlich nach 8km nahe des Stadtzentrums in den Oslofjord mündet. 
Abgesehen davon, dass das gesamte Flußufer mit Fackeln ausgeleuchtet ist, gibt es über die ganze Strecke auch noch kleinere und größere Installationen, die mithilfe von Licht und unterschiedlichsten Materialen die Strecke zusätzlich gestalten. Außerdem sind alle paar Meter andere Darbietungen aus dem kulturellen Leben Oslos zu sehen und jede Gruppe, die singt, musiziert, tanzt oder ähnliches macht wird die Menschenmassen, die sich den Fluß entlang drücken mit Auszügen ihrer Darbietungen unterhalten. 

Ich finde es eigentlich einen ganz netten Brauch und eine gute Möglichkeit für die Gruppierungen sich an eine breite Öffentlichkeit zu wenden und durch Kerzenlicht und andere Materialien einen heutzutage eher ungewohnten Eindruck zu erzeugen. Leider konnten wir das Spektakel nicht in vollen Zügen genießen, da uns das Wetter einen ziemlichen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Nach zwei Stunden waren wir dann doch trotz Regenkleidung etwas durchnässt und die Stimmung deshalb an ihrem Tiefpunkt angelangt. Und wir sind nur am Weg entlang gelaufen und haben weder Bodentanz im Matsch vorgeführt noch Wasserpfeife mit unserem Blasorchester gespielt...
Ich frage mich aber immernoch, warum es diesen Brauch gibt und vor allem, warum es immer am 23. September veranstaltet wird. Vielleicht hat es etwas mit dem Tag des Herbstanfangs zu tun, vielleicht liegt es auch daran, dass Norwegen und Schweden am 23. September 1905 die seit 1814 bestehenden Personalunion aufgelöst haben und Norwegen dadurch endgültig unabhängig geworden ist... Vielleicht...

Montag, 20. September 2010

The wild, wild Nordmarka...

Wie ich euch schon einmal erzählt habe sind leider die Wochenendtrippoptionen mit Geiranger bzw. Jotunheim aus logistischen und meterologischen Gründen nicht zu realisieren gewesen. Somit hat sich unser Wochenendtripp am letzten Wochenende auf die Region Oslo begrenzt - warum auch nicht? Denn warum sollte man in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Und das tut es wirklich - in beiden Aspekten!

Demzufolge sind wir (Sarah2 und Ich) mit Backpack und Zelt bepackt in der Nordmarka (dem 40km breiten Waldgürtel um Oslo) wandern und zelten gegangen. Erschreckend, wie wenig wir nur in den insgesamt 2 Tagestouren von der Nordmarka abgedeckt haben - es ist einfach ein unglaublich riesiger und endlos wirkender Wald, der sich direkt hinter der Hauptstadt erstreckt. Man wagt es gar nicht zu glauben, dass es so viel "unberührte" und wilde Natur wirklich noch direkt hinter einer so großen Stadt gibt. Man muss keine Stunde laufen (abseits der von uns so gern als Autobahnen betitelten Privatstraßen, die sich durch die Nordmarka schlängeln und rege von Mountainbikern und laufwütigen Norwegern genutzt werden) und man hat das Gefühl man ist in der hinterletzten Pampa fernab jeglicher Zivilisation. Nur die vereinzelten Flugzeuge, die man hört erinnern einen daran, dass der internationale Flughafen nicht fern sein kann...

Angefangen hat unsere Tour am Freitag Abend - hauptsächlich haben wir an dem Tag unsere Rucksäcke geschnappt und sind an den Rand der Nordmarka mit dem Bus gefahren um nach ungefähr einer Stunde Gehzeit unser Zelt in den Wäldern aufzubauen. Am nächsten Tag haben wir uns dann bei schönem Wetter auf den Weg entlang den vielen kleinen Bachläufen hoch zum See Skjersjøen gemacht, die wir für unser erstes Etappenziel überqueren mussten.

Schwer beladen aber guter Laune am Skjersjøen






















Uns hat es nämlich zu einem besonderen Aussichtspunkt gezogen, von dem aus man ein bisschen die unglaubliche Größe der Nordmarka erahnen kann. Wahrscheinlich sieht man auf dem Foto hier nicht einmal ein Drittel von der Strecke, die der Wald eigentlich noch weiter geht. Und trotzdem hat man Oslo noch direkt im Rücken und sieht wie die Hauptstadt nahtlos in die endlosen Wälder übergeht... Ich fand das ganz schön beeindruckend...

gut gelaunte Sarahs im Quadrat

Oslos Stadtrand inmitten von endlosem Wald
























Da aber dieser Aussichtspunkt nicht das Endziel unserer Wanderung sein sollte haben wir uns noch weiter auf den Weg zu dem wohl schönsten und ruhigsten See überhaupt gemacht. War ein richtiger Glücksfall, dass es uns dort hin gezogen hat, denn einen besseren Zeltplatz hätten wir auf keinen Fall finden können: nicht nur, dass es einer der wenigen Quadratmeter in der gesamten Nordmarka waren, die nicht von Gestrüpp oder Felsbrocken übersät und zudem noch einigermaßen eben sind, auch das Panorama aus der Zelttür ist wohl nicht zu übertreffen...

Der See Rottungen bei abendlichem Wolkenschauspiel
Unser Deluxezelt mit besonders schöner Aussicht
So ist es auch kein Wunder, dass wir uns am nächsten Morgen fast nicht von dieser herrlichen Kulisse trennen konnten und das wunderschöne und fast schon unnorwegische Wetter für diverse Fotosessions ausgenutzt haben. Doch die Zeit ist leider nicht stehen geblieben und so mussten wir uns irgendwann dann doch auf den Rückweg durch die verschlungenen Trampel- und teilweise auch Matschpfade der Nordmarka machen um bei Zeiten wieder zurück in der Zivilisation zu sein...



Ein kleines Steinchen das in den See hineinragt...
Wie gut, dass so ein schönes Fleckchen Natur direkt vor unserer Haustür liegt und wir jederzeit dorthin zurückkehren und weitere schöne Ecken entdecken können...
endlich mal alle drei zusammen auf einem Foto...