Dienstag, 31. August 2010

Universitetet i Oslo

Die Uni Oslo ist eigentlich eine Campusuni - nur die Fächer Jura und Medizin sind ausgelagert, aber das ist auch ganz in Ordnung so, denn die braucht man ja auch nicht jeden Tag auf dem Campus um sich herum haben... ;-)

Es gibt 8 Fakultäten und ich glaub 30.000 StudentInnen wovon 3000 Internationals sind (von denen glaube ich 40% Deutsche sind oder so). Das ist ein ganz schön großer Batzen und die Universitätsleitung ist weiter darum bemüht diese Zahl noch zu erhöhen um das Ansehen und Prestige ins Ausland zu tragen. Ich jedenfalls finde das ziemlich sch***, denn dadurch trifft man nur noch auf Deutsche und ein paar andere Internationals. Ich glaub in meinem Wohnheim leben von fast 900 StudentInnen gerade mal 10 mit norwegischer Herkunft und die paar Kurse, die in englischer Sprache angeboten werden sind dadurch unter den Norwegern auch als die Erasmuskurse bekannt und werden verstärkt gemieden... Das macht es ganz schön schwer echte Norweger hier kennen zu lernen und da es nicht mal sowas wie eine öffentliche Fachschaft wie in Deutschland gibt (hier werden pro Fakutält eine handvoll StudentInnen in das Parlament gewählt und mehr ist da nicht), kann man nicht mal darüber Leute kennen lernen. Ich muss mir also noch was einfallen lassen, wie ich hier ein paar "echte" Norweger kennen lernen kann.

Ansonsten ist es eigentlich eine ganz normale (ein bisschen spießige) Uni, deren Sitzbänke in den Vorlesungsräumen gepoltestert sind und die eine Bibliothek aus Marmor besitzt - jedoch würde ich hierbei den durchgelaufenen Teppichboden der Konstanzer Bibliothek vorziehen, die wenigstens auch mal geöffnet hat und einen ordentlichen Bestand an Büchern aufweisen kann. Ich war ziemlich geschockt als ich die Öffnungszeiten gesehen habe, denn die Bib macht hier wirklich schon um viertel vor 8 zu, Samstags schon um 3 und Sonntags hat sie gar nicht auf - ich weiß noch nicht wann ich hier lernen soll, denn in Deutschland hab ich um die Zeit mir gerade mal überlegt ob ich schon anfangen soll...
Aber die Leute hier benützen die Bibliothek eh eher selten, denn im Buchladen auf dem Campus gibt es für jeden Kurs ein Bücherregal auf dem alle wichtigen Bücher stehen und da wird einfach jedes Buch davon gekauft - egal was drin steht oder wie teuer es ist... Und es ist auch völlig normal, dass jeder Kurs einen Reader hat, der anscheinend zum Selbstkostenpreis verkauft wird. Dies führt dazu, dass man für 300 Seiten Originaltext ungefähr 60€ hinblättert und die meisten Kurse haben 2 solche Reader als Pflichtlektüre (plus andere zentrale Bücher versteht sich natürlich).
Einen Kurs, den ich eigentlich machen wollte, hab ich unter anderem auch aus diesem Grund geschmissen - ich hätte 4 von diesen Dingern gebraucht, was ganz schön aufs Budget geht und vorallem sollte man das ganze ja dann auch noch lesen... Da geh ich lieber am Wochenende mal auf einen Hike als meine Zeit in der nicht geöffneten Bib zu verbringen...

Ihr seht, ihr könnt glücklich sein an so einer tollen deutschen Uni zu studieren, bei der die Bibliothek sogar noch von Nutzen ist und nicht nur Prestigezwecke erfüllt!

Samstag, 28. August 2010

Die Osloer Erstiwoche

Die erste Woche meines Aufenthalts in Oslo war ganz schön voll gepackt, denn hier gibt es - wie in Deutschland ja auch - eine Orientation Week, nur ist die hier ganz anders organisiert.

Hauptunterschied ist: in Deutschland gibt es Fachschaften, die sich den Erstis annehmen und dadurch auch gleich Informationen aus erster Hand liefern können. Hier wird man dafür nach Fachrichtung in kleine Buddygroups mit jeweils ca. 20 Personen aufgeteilt und zwei älteren Studenten zugeteilt, die dann dafür sorgen sollen, dass man sich auf dem Campus zurechtfindet, seinen Studenplan irgendwie auf die Reihe bekommt und die ersten Kontakte knüpft.
Tja, das sollten sie eigentlich, aber irgendwie funktioniert das System noch nicht ganz so ausgereift. Ich glaube das Problem liegt hierbei vor allem darin, dass die Buddys Geld für ihren Einsatz bekommen niemand aber wirklich schaut was sie eigentlich machen. Und so enden viele Buddygroups ohne einen Buddy und mit nicht mehr Informationen als vorher... Zumal es meiner Meinung auch keinen Sinn macht, einer Gruppe von SoziologInnen einen Mathematiker und einen Geologen zuzuteilen...
Naja, meine Buddygroup hat es wenigstens am Anfang noch versucht was hinzubekommen, aber nach wenigen Treffen hat man auch von denen nichts mehr gehört und wir haben uns dann doch wieder alleine durchgeschlagen, was auch ging...

Dafür ist hier das Studentenparlament sehr engagiert und hat viele Aktitvitäten, vor allem für uns Internationals organisiert, wobei wir Oslo und die Umgebung, sowie andere Leute kennen lernen konnten. Es gab zum Beispiel eine Bustour zu den 3 wichtigestens Sehenswürdigkeiten Oslos, ein "Barbecue" - wenn man es denn so nennen kann - auf einer schönen kleinen Insel im Oslofjord, eine Schnitzeljagd durch Oslo und vieles vieles mehr... Das war gar nicht schlecht von den Jungs und Mädels gemacht...

Aber ansonsten kann mich die Erstiwoche hier nicht so richtig überzeugen. Mir scheint da unsere Organisation etwas nützlicher zu sein. Also können wir uns alle mal braf auf die Schulter klopfen und uns loben...
Und wehe ihr da in Konstanz macht das dieses Jahr nicht ganz so toll wie die letzten Jahre!

Donnerstag, 26. August 2010

Norwegen - das Paradies auf Erden!?

Norweger sind zwar eine sehr kleine Nation aber dennoch eine sehr nationalstolze Nation - fast schon so schlimm wie die Amis, denn auch am letzten Zipgel der Zivilsation, wie zum Beispiel auf den Lofoten, wo es nicht immer fließend Wasser gibt und auch sonst der Luxus des Lebens etwas eingeschränkter ist, kann man sich dennoch sicher sein, dass in jedem "Vorgarten" ein Fahnenmasten mit der gehissten Flagge steht. Und mit einem kurzen Blick aus meinem Fenster weiß ich dadurch sofort ob gerade mal wieder ein "leichtes Lüftchen" geht...

So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass man bei der offiziellen Begrüßung der neuen StudentInnen erst mal 5 Reden sich anhört wie wundervoll das kleine Norwegen doch ist, wie hoch die Lebensqualität hier ist, welche tollen Angebote der Staat einem ermöglicht und welches Glück man gerade hat hier leben zu dürfen, bis dann alle voller Stolz in die Nationalhymne mit einstimmen...
Naja, wenns ihnen Spaß macht...

Jedenfalls bin ich jetzt nachdem ich das ganze Tam Tam ertragen hab und ungefähr an 24 Stellen für 5 Stunden mit Nümmerchen ziehen angestanden habe um alle Formalitäten dieser tollen Bürokratie über mich ergehen zu lassen (- ich glaub mindestens 5 mal davon bin ich umsonst angestanden, weil man hier wenn man 3 mal fragt, welches Dokument man braucht auch 3 unterschiedliche Antworten bekommt...), auch offizieller Bewohner dieser tollen Nation und vor allem Studentin der Staatswissenschaftlichen Fakultät der Univerisität Oslo und darf in meinem wundervollen (Propaganda-)Kurs über den nordischen Sozialstaat mir mit 50 anderen Internationals anhören wie toll doch dieser ist. Yeah, das wird toll!!!

Dienstag, 24. August 2010

Lektion 1: Jeg bor på Sogn i Oslo

Meine Unterkunft nennt sich Sogn Student Village und wird vom hiesigen Studentwerk betrieben. Eigentlich ist dieses Student Village jedoch das ehemalige Olympic Village der olympischen Spiele die, so viel ich weiß, 1952 hier in Oslo stattgefunden haben.


Jedenfalls wohn ich hier für Osloer Verhältnisse spottbillig für umgerechnet ca. 325€ (manche zahlen hier auch durchaus 4-stellige Eurobeträge für ein Zimmerchen) auf 12 "wunderschönen" Quadratmetern in einer 7er WG im 8. Stock. Die Nobelausstattung könnt ihr hier bestaunen. (Das beste ist das Waschbecken im Zimmer! Dafür werde ich jeden Tag von anderen beneidet die sich ein Bad zu 8. teilen müssen ohne sich die Zähne im eigenen Zimmer putzen zu können...)



Das beste an der Wohnung ist der sensationelle Ausblick auf die Stadt, den Fjord und das Ullev
ål Stadion bei dem man auch ab und zu mal in den Genuss von Hitgiganten wie A-ha kommen kann...
Die haben nämlich vor ein paar Tagen hier ihr Abschiedskonzert gegeben und wir haben lauthals auf dem Balkon mitgesungen und die Lichtshow sowie Feuerwerk von unserer VIP-Lounge genossen ;-)















Zu meinen Mitbewohnern kann man sagen, dass wir (fast) bunt gemischt aus unterschiedlichen Nationen kommen. Außer mir wohnen dort (leider) nochmal 2 sehr nette Deutsche (einmal männlich, einmal weiblich), eine Französin, die sich sehr rar macht und gar nicht gern was anderes als Französisch spricht, eine Chinesin, mit der wir schon ein kulinarisches Kennenlernen ausgemacht haben und sogar ein richtiger Norweger - ich sollte ein Foto von ihm mit mir zusammen machen um zu beweisen, dass ich wirklich einen echten Norweger kennen gelernt hab... ;-)
Und für die fixen Leute unter euch sollte es nicht schwer gefallen zu sein, dass meine Liste nur 6 Leute und nicht 7 beinhaltet. Momentan wohnt nämlich noch ein Mädel aus Ghana hier, zieht aber am Sonntag schon aus und deswegen wissen wir noch nicht wer dann unser/e neue/r Mitbewohner/in werden wird.

Unsere erste Gemeinschaftstätigkeit nach unserem (gleichzeitigen) Einzug war aber dann erst mal den Dreck der vergangenen Generation vom Herd zu kratzen, die Schimmelkulturen der Kühlschränke ihr dauerhaftes Wohnrecht abzuerkennen und 5 Jahre abgelaufenen Lebensmitteln die ewige Ruhe zu schenken. Man glaubt es kaum, aber nach ungefähr 6 Stunden putzen kann man in dieser Küche sogar wirklich was kochen ohne sich dabei Bandwürmer oder ähnliches einzufangen...

Samstag, 21. August 2010

Hoch vom Norden komm ich her...

Wie versprochen, kommt nun etwas verspätet der Bericht über meinen Trip in den Polarkreis. Die Inselgruppe Lofoten ist ungefähr auf dem gleichen Breitengrad wie Grönland, kann sich jedoch aufgrund des Golfstroms über viel mildere Temperaturen erfreuen als sonst üblich. Doch milder heißt nicht unbedingt dass es gleich Hochsommer dort ist. Normalerweise ist man im Sommer mit einer winddichten Jacke und einem dünnen Pullover gut bedient – es sei denn es windet mal nicht ganz so stark und die Sonne scheint – dann kann man auch gut mal das Hochsommeroutfit und die Sonnencreme auspacken. Solang die Sonne scheint ist es dann auch ganz angenehm und das tut sie im Sommer zum Glück sehr lange. Von Mitte Mai bis Mitte Juli geht die Sonne nicht und unter und so kann man auf der Nordseite die Mitternachtssonne genießen. Als ich jedoch nun Anfang bis Mitte August dort unterwegs war, ist die Sonne schon für 2 Stunden untergegangen – also werdet ihr keine Atemberaubenden Sonnenbilder von mir zu Gesicht bekommen – jedoch wurde es trotzdem nie richtig dunkel sondern die Abenddämmerung ging nahtlos in die Morgendämmerung über.

Zu den Inseln selbst lässt sich noch sagen, dass die Gesteine zu den ältesten der Erde zählen sollen und auf 3 Millionen Jahre geschätzt werden. Dennoch ist die Landschaft selbst hauptsächlich durch die letzte Eiszeit und deren Gletscher geformt geworden – und dabei hat sie, wie ihr hier sehen könnt, ganz schön was zustande gebracht...



















Die Haupterwerbsquelle der Inselgruppe lag bis vor kurzem hauptsächlich bei Fisch- und Walfang – hierbei ist der anscheinend weltbekannte getrocknete Stockfisch zu erwähnen – wird jedoch aufgrund der Überfischung und der starken Konkurrenz der Hochseefischerei nun durch den Boomenden Markt des Tourismus ersetzt. Doch so verrückt wie ich scheinen nicht so viele zu sein. Mit ist während der ganzen Zeit nur ein einziges Duo zu Gesicht gekommen, das wie ich noch richtiges Backpacken gemacht hat. Sprich wirklich mit Schlafsack und Zelt auf dem Rücken die Inseln abzulaufen. Alle anderen haben entweder sich und ihr Backpack mit dem Bus von A nach B fahren lassen, sich der Walze an rollenden Wohnmobilen angeschlossen oder nobel in den zahlreichen Rorbu (ehemalige Fischerhütten) entspannt.




Ich bin dennoch davon überzeugt, dass ich die bessere Art des Reisens gewählt habe, denn die Schönheit der Lofoten liegt gerade darin, dass die Kargheit auf dich wirken kann, was bei motorisierten Geschwindigkeiten nur sehr schwer erleben kann. Doch noch wichtiger ist, dass es bei den Lofoten nur sehr selten um die Siedlungen geht sondern die Natur die zwischen den nächsten zwei Hüttenansammlungen liegen... Und die ist wirklich beeindruckend! Der Nachteil dieser Reiseform liegt darin, dass man leider dem schlechten Wetter ausgeliefert ist (und bei dem Wind kann ein bisschen Regen echt unangenehm werden) und man leider für Bergbesteigungen etwas viel Gepäck auf dem Rücken hat - aus Sicherheitsgründen habe ich mich deshalb lieber in Küstennähe aufgehalten zumal ich keine Kameradschaft hatte, die in Notsituationen einem unter die Arme greifen hätte können. Echt schade, denn die Aussicht von einem Gipfel muss unglaublich sein.